Chor der thebanischen Alten. Kreon.
CHOR
Glückselige solcher Zeit, da man nicht schmecket das Übel;
Denn wenn sich reget von Himmlischen
Einmal ein Haus, fehlt’s dem an Wahnsinn nicht,
In der Folge, wenn es
Sich mehrt. Dem gleich, wenn unten,
Auf pontischer See, bei übelwehenden
Thrazischen Winden, die Nacht unter dem Salze
Eine Hütte befallen,
Von Grund aus wälzt sie das dunkle
Gestad um, das zersauste,
Und von Gestöhne rauschen die geschlagnen Ufer.
Alternd von Labdakos’ Häusern,
Den untergegangenen, seh ich Ruin fallen
Auf Ruin; noch löset ab ein Geschlecht
Das andre, sondern es schlägt
Ein Gott es nieder. Und nicht Erlösung hat er.
Denn jetzt ist über die letzte
Wurzel gerichtet das Licht
In Ödipus’ Häusern.
Und der tödliche, der Staub
Der Todesgötter zehret sie aus,
Und ungehaltnes Wort und der Sinne Wüten.
Vater der Erde, deine Macht,
Von Männern wer mag die mit Übertreiben erreichen?
Die nimmt der Schlaf, dem alles versinket, nicht
Und die stürmischen, die Monde der Geister
In alterloser Zeit; ein Reicher,
Behältst des Olympos
Marmornen Glanz du,
Und das Nächste und Künftige
Und Vergangne besorgst du.
Doch wohl auch Wahnsinn kostet
Bei Sterblichen im Leben
Solch ein gesetztes Denken.
Die Hoffnung lebet, ruhlos irrend,
Und vielen Männern hilft sie,
Täuscht vieler leichte Sinne.
Bleibt, bis dem, der an nichts denkt,
Die Sohle brennet von heißem Feuer.
Aus eines Mannes Weisheit ist
Ein rühmlich Wort gekommen:
Das Schlimme schein oft trefflich
Vor einem, sobald ein Gott
Zu Wahn den Sinn hintreibet.
Er treibt’s aber die wenigste Zeit
Gescheuet, ohne Wahnsinn.
Hämon kommt hier, von deinen Söhnen
Der Jüngstgeborne, bekümmert ist der,
Daß untergehen soll Antigone,
Die junge Frau, die hochzeitliche,
Vom tückischen Bett erkranket.
ERSTER SZENE
Kreon. Hämon. Der Chor.
KREON
Bald haben wohl, o Sohn, mehr als die Seher
Wir endliche Entscheidung. Schließest du dein Ohr mir,
Der jungen Frau zulieb, und kommst mit Wut zum Vater?
Sag, oder bleibst du mir in allem meinem Handeln?
HÄMON
Vater, dein bin ich. Milde Denkart hast du,
Richtest mir recht. Da mag ich gern dir folgen.
Denn so viel schätz ich keine Hochzeit nicht,
Daß sie mir lieber als dein Glück im Herrschen.
KREON
Wohl, Sohn. So auch muß in der Brust es sein,
Daß väterlicher Meinung alles nachgeht.
Darum auch wünschete zuerst der Mann
Ein fromm Geschlecht und häuslich zu gewohnen,
Daß es mit Schaden fernhält einen Feind,
Den Freund hingegen ehrt, so wie den Vater.
Wenn aber untaugliche Kinder einer zeugt,
Von dem sprichst du auch wohl nichts anderes,
Als daß er Mühe nur sich selbst und viel
Gelächter für die Feinde sich gezeuget.
Wirf darum jetzt, o Sohn, des Weibes wegen nicht
Aus Lust die Sinne weg, und denke, daß
Das eine frostige Umarmung wird,
Ein böses Weib beiwohnend in den Häusern.
Auf Erden, was schlägt mißlichere Beulen
Als schlimme Freund’? Acht’ aber du das gleich
Gottlosen! laß das Mädchen einen frein
Beim Höllengott! denn offenbar hab ich
Getroffen sie, daß von der ganzen Stadt
Sie untreu war allein; und darf jetzt nicht als Lügner
Bestehen vor der Stadt und muß sie töten.
Mag dann sie das wegsingen bei dem Bruder.
Verdirbt das Eingeborne, nähr ich fremd Geschlecht.
Denn wer im Angehörigen nur gut ist,
Erscheint auch in der Stadt als ein Gerechter.
Wer aber übertretend den Gesetzen
Gewalt will antun oder Herrscher meistern,
Von mir kann dem nicht wohl ein Lob zufallen.
Wen aber eine Stadt hat eingesetzt,
Dem soll man Kleines, Rechtes, Ungereimtes hören.
Und dieser Mann, ich glaube das, er wird
Wohl herrschen, wird auch gute Herrschaft wollen,
Und in der Speere Stürmen angestellt,
Wird ein gerechter Helfer der und trefflich bleiben.
Denn herrnlos sein, kein größer Übel gibt es.
Denn das verderbet Städte, das empört
Die Häuser, das reißt Lücken im Speergefecht.
Die aber recht gerichtet sind, bei denen
Erhält die Obrigkeit die vielen Körper.
So sichre du, die eine Welt dir bilden,
Und weiche nie dem Weib, in keinem Dinge.
Denn mehr gilt’s, muß es sein, mit einem Mann zu fallen,
Daß nimmer wir genannt sei’n hinter Weibern!
CHOR
Uns, wenn uns nicht im Finstern hält die Zeit,
Scheint das mit Sinn gesagt, wovon du redest.
HÄMON
Als wie von Gott, himmlisch kommt die Besinnung,
Mein Vater, die auch ist von allem Gut das beste.
Mein eigen Leben aber kann es nicht,
Weiß auch nicht, ob du recht geredt, zu sagen.
Mag andern zu das Schöne ziehn von nun an,
Für dich war ich am Leben, zu beschauen,
Was einer sagt und tut und tadelt, alles.
Von dir das Auge wäre für das Volk,
Für Worte, die du gern nicht hörst, zu furchtbar.
Mir aber ward, zu hören das Vertrauen,
Und wie die Stadt voll ist von Trauer um die Jungfrau:
"Die soll, die Unschuldigste von den Weibern,
So schlecht vergehn ob dem, was sehr ruhmvoll getan war?
Die ihren Bruder, der in Mord gefallen,
Vom unbarmherz’gen Hunde grablos wollte
Nicht fressen lassen, noch der Vögel einem,
Soll eine solche goldnen Ruhms nicht wert sein?"
So finster ingeheim kommt das Gerücht uns.
Wenn dir es aber wohl vonstatten geht,
Mein Vater, drüber geht kein Eigentum mir.
Wenn ja der Vater blüht, was steht dann Kindern
Von gutem Rufe gottesähnlicher,
Als kindliches Betragen vor dem Vater?
Und hege nur in dir jetzt keine eigne Sitte,
Und sage nicht, du habest recht, kein andrer.
Denn wer allein hält von sich selbst, er habe
Gedanken nicht und Sprach und Seele wie ein andrer,
Wenn aufgeschlossen würd ein solcher Mensch,
Erschien’ er leer. An einem Manne aber,
Wenn irgendwo ein Weiser ist, ist’s keine Schande,
Viel lernen und nichts gar zu weit zu treiben.
Sieh, wie am Regenbache, der vorbeistürzt,
Die Bäume all ausweichen; alle denen
Erwärmet ihr Gezweig; die aber gegenstreben,
Sind gleich hin; sonst auch, wenn ein habhaft Schiff
Sich breitmacht und nicht weichen will in etwas,
Rücklings hinunter von den Ruderbänken
Muß das zuletzt den Weg und gehet scheitern.
Gib nach, da wo der Geist ist, schenk uns Ändrung,
Und wenn im Wort hier aus mir selber auch
Dabei ist eine jugendliche Meinung,
Ist alten Geists ein Mann, voll in vollkommnem Wissen;
Ist dieser nicht dabei, denn selten will es so gehn,
So ist von Worten auch, die gut sind, gut zu lernen.
CHOR
Mein König, billig ist es, wenn er an der Zeit spricht,
Zu lernen, aber du von dem auch. Denn
Mit zweien Stimmen wurde recht gesprochen.
KREON
Da ich so alt bin, will ich meinetwegen
Auch lernen denken in der Art von dem hier.
HÄMON
Niemals beleidigen. Bin ich ein junger Mensch,
Muß man nicht auf die Zeit mehr als die Tat sehn.
KREON
Ist’s Tat, dem huldigen, was gegen eine Welt ist?
HÄMON
Mein Rat ist’s nicht, an Bösen Frömmigkeit zu üben.
KREON
Ist nicht die hier in solcher Krankheit troffen?
HÄMON
So nicht spricht dies genachbarte Volk Thebes.
KREON
Der Ort sagt mir wohl, was ich ordnen muß.
HÄMON
O sieh nun auf, allda, wie das verwegen jung klingt.
KREON
Und wohl ein anderer soll Herr sein in dem Lande?
HÄMON
Es ist kein rechter Ort nicht auch, der eines Manns ist.
KREON
Wird nicht gesagt, es sei die Stadt des Herrschers?
HÄMON
Ein rechter Herrscher wärst allein du in der Wildnis.
KREON
Der, scheint’s, ist von dem Weib ein Waffenbruder.
HÄMON
Wenn du das Weib bist. Deinetwillen sorg ich.
KREON
O schlecht! schlecht! ins Gericht gehn mit dem Vater.
HÄMON
Weil ich nicht seh, wie du das Recht anlügest.
KREON
Wenn meinem Uranfang ich treu beistehe, lüg ich?
HÄMON
Das bist du nicht, hältst du nicht heilig Gottes Namen.
KREON
O schamlos Wesen, schlechter als das Weib.
HÄMON
Nicht wirst du wohl mich finden hinter Schlechtem.
KREON
Und so bis hieher setzest du dich ihr zulieb aus?
HÄMON
Ihr, dir und mir zulieb, und Todesgöttern.
KREON
Schon ist es nicht mehr Zeit, daß du sie nehmest lebend.
HÄMON
So sterbe sie, verderbe sterbend einen.
KREON
Ist es heraus? wie frech noch nach der Zornlust!
HÄMON
Das ist für einen leeren Sinn sie freilich.
KREON
Wein und besinne dich; leersinnig kannst auch du sein.
HÄMON
Wärst du es selbst nicht, hielt ich dich für treulos.
KREON
Schöntun, des Weibes Werk, betöre mich nicht!
HÄMON
Du möchtest etwas sagen, hören nichts.
KREON
So ist es. Doch beim Himmel meiner Väter!
So nach Gelust sollst du nicht kränken mich mit Tadel.
Schafft weg die Brut, vor Augen soll sie, gleich,
In Gegenwart, hart an dem Bräutigam, sterben.
HÄMON
Nicht wahrlich mir. Das lasse nie dir dünken.
Nicht untergehn wird diese, nahe mir.
Und nimmer sollst du sehn mein Haupt vor Augen,
Damit du ungestört mit denen bleibst, die dein sind.
Hämon geht ab.
CHOR
Der Mann, mein König, ging im Zorne schnell,
Ein solch Gemüt ist aber schwer im Leiden.
KREON
Er tu es! denke größer als ein Mann!
Doch rettet er vom Tode nicht die Mädchen.
CHOR
Denkst du sogar zu töten diese beiden?
KREON
Nicht die, die’s nicht berührt; da hast du recht.
CHOR
Und denkst du über jene nach; wie willst du töten?
KREON
Sie führen, wo einsam der Menschen Spur ist,
Lebendig in dem Felsengrunde wahren,
So viele Nahrung reichen, als sich schickt,
Daß nicht die Stadt zuschanden werde vollends.
Dort wird sie wohl zum Todesgotte beten,
Den sie allein von allen Göttern ehrt,
Und werden kann ihr’s, daß sie nimmer stirbt.
So wird sie einsehn, aber geisterweise:
Es sei doch Überfluß, Totes ehren.
Kreon gehet hinein.
ZWEITER SZENE
Der Chor. Hernach Antigone.
CHOR
Geist der Liebe, dennoch Sieger
Immer in Streit! Du Friedensgeist, der über
Gewerb einnicket und über zärtlicher Wange bei
Der Jungfrau übernachtet
Und schwebet über Wassern
Und Häusern, in dem Freien.
Fast auch Unsterblicher Herz zerbricht
Dir und entschlafender Menschen, und es ist,
Wer’s an sich hat, nicht bei sich. Denn
Du machest scheu der Gerechten
Unrechtere Sinne, daß in die Schmach weg
Sie flüchten, hältst dich hier auf, im Männerzank,
Im blutsverwandten, und wirfst es untereinander.
Und nie zuschanden wird es,
Das Mächtigbittende,
Am Augenlide der hochzeitlichen
Jungfrau, im Anbeginne dem Werden großer
Verständigungen gesellet. Unkriegerisch spielt nämlich
Die göttliche Schönheit mit.
Jetzt aber komm ich eben selber aus
Dem Gesetze. Denn ansehn muß ich dies, und halten kann ich
Nicht mehr die Quelle der Tränen,
Da in das alles schweigende Bett
Ich seh Antigone wandeln.
ANTIGONE
Seht, ihr des Vaterlandes Bürger,
Den letzten Weg gehn mich
Und das letzte Licht
Anschauen der Sonne.
Und nie das wieder? Der alles schweigende Todesgott,
Lebendig führt er mich
Zu des Acherons Ufer, und nicht zu Hymenäen
Berufen bin ich, noch ein bräutlicher singt
Mich, irgendein Lobgesang, dagegen
Dem Acheron bin ich vermählt.
CHOR
Gehst du bekannt doch und geleitet mit Lob
Hinweg in diese Kammer der Toten.
Verderbend trifft dich Krankheit nicht,
Nicht für das Schwert empfängst du Handlohn.
Dein eigen Leben lebend, unter
Den Sterblichen einzig,
Gehst du hinab, in die Welt der Toten.
ANTIGONE
Ich habe gehört, der Wüste gleich sei worden
Die Lebensreiche, Phrygische,
Von Tantalos im Schoße gezogen, an Sipylos’ Gipfel;
Höckricht sei worden die und, wie eins Efeuketten
Antut, in langsamen Fels
Zusammengezogen; und immerhin bei ihr,
Wie Männer sagen, bleibt der Winter;
Und waschet den Hals ihr unter
Schneehellen Tränen der Wimpern. Recht der gleich,
Bringt mich ein Geist zu Bette.
CHOR
Doch heilig gesprochen, heilig gezeuget
Ist die, wir aber Erd und irdisch gezeuget.
Vergehst du gleich, doch ist ein Großes, zu hören,
Du habst, Gottgleichen gleich, empfangen ein Los,
Lebendig und dann gestorben.
ANTIGONE
Weh! Närrisch machen sie mich. Warum
Bei Vaterlandsschutzgeistern überhebest du
Dich mein, die noch nicht untergegangen,
Die noch am Tag ist.
O Stadt, o aus der Stadt
Ihr vielbegüterten Männer!
Io, ihr dirzäischen Quellen!
Um Thebe rings, wo die Wagen
Hochziehen, o ihr Wälder! Doch, doch müßt
Ihr mir bezeugen einst, wie unbeweinet
Von Lieben und nach was für
Gesetzen in die gegrabene Kluft ich,
Ins unerhörte Grab muß.
Io! ich Arme!
Nicht unter Sterblichen, nicht unter Toten.
CHOR
Mitwohnend Lebenden nicht und nicht Gestorbnen.
Forttreibend bis zur Scheide der Kühnheit,
Bis auf die Höhe des Rechts,
Bist du, o Kind, wohl tief gefallen,
Stirbst aber väterlichen Kampf.
ANTIGONE
Die zornigste hast du angereget
Der lieben Sorgen,
Die vielfache Weheklage des Vaters
Und alles
Unseres Schicksals,
Uns rühmlichen Labdakiden.
Io! du mütterlicher Wahn
In den Betten, ihr Umarmungen, selbstgebärend,
Mit meinem Vater, von unglücklicher Mutter,
Von denen einmal ich Trübsinnige kam,
Zu denen ich im Fluche
Mannlos zu wohnen komme.
Io! Io! mein Bruder!
In gefährlicher Hochzeit gefallen!
Mich auch, die nur noch da war,
Ziehst sterbend du mit hinab.
CHOR
Zu ehren ist von Gottesfurcht
Etwas. Macht aber, wo es die gilt,
Die weichet nicht. Dich hat verderbt
Das zornige Selbsterkennen.
ANTIGONE
Unbeweinet und ohne Freund’ und ehlos
Werd ich Trübsinnige geführet
Diesen bereiteten Weg. Mir ist’s nicht
Gebrauch mehr, dieser Leuchte heiliges Auge
Zu sehn, mir Armen. Und dies
Mein Geschick, das tränenlose,
Betrauert, liebet niemand.
DRITTER SZENE
Kreon. Antigone. Der Chor.
KREON
Ihr wisset, keines läßt das Singen und das Heulen
In Todesnot, solang man hin und her spricht.
Führt sie gleich weg, und mit der Gruft, der dunklen,
Umschattet ihr sie, wie gesagt, dort laßt sie ruhn
Einsam allein; mag sie nun sterben müssen,
Mag lebend unter solchem Dache zehren.
Denn wir sind rein, was dieses Mädchen angeht,
Die Häuslichkeit hier oben aber fehlt ihr.
ANTIGONE
O Grab! o Brautbett! unterirdische
Behausung, immerwach! Da werd ich reisen
Den Meinen zu, von denen zu den Toten
Die meiste Zahl, nachdem sie weiter gangen,
Zornigmitleidig dort ein Licht begrüßt hat;
Von denen ich, die letzte, nun am schlimmsten
In weiter Welt vergehn muß, ehe mir
Des Lebens Grenze kommt. Doch komm ich an,
So nähr ich das mit Hoffnungen gar sehr,
Daß lieb ich kommen werde für den Vater,
Auch dir lieb, meine Mutter! lieb auch dir,
Du brüderliches Haupt! Denn als ihr starbt,
Hab ich genommen euch mit eigner Hand
Und ausgeschmückt und über eurem Grabe
Trankopfer euch gebracht. Nun, Polynikes,
Indem ich decke deinen Leib, erlang ich dies,
Obgleich ich dich geehrt, vor Wohlgesinnten.
Nie nämlich, weder wenn ich Mutter
Von Kindern wäre oder ein Gemahl
Im Tode sich verzehret, hätt ich mit Gewalt,
Als wollt ich einen Aufstand, dies errungen.
Und welchem Gesetze sag ich dies zu Dank?
Wär ein Gemahl gestorben, gäb es andre,
Und auch ein Kind von einem andern Manne,
Wenn diesen ich umarmt. Wenn aber Mutter
Und Vater schläft, im Ort der Toten beides,
Steht’s nicht, als wüchs ein andrer Bruder wieder.
Nach solchem Gesetze hab ich dich geehrt,
Dem Kreon aber schien es eine Sünde
Und sehr gewagt, o brüderliches Haupt!
Und jetzt führt er mich weg, mit Händen so mich greifend,
Mich ohne Bett und Hochzeit; noch der Ehe Teil
Hab ich empfangen, noch ein Kind zu nähren.
Doch einsam so von Lieben, unglückselig,
Lebendig in die Wildnis der Gestorbnen
Komm ich hinab. Welch Recht der Geister übertretend?
Was soll ich Arme noch zu himmlischen
Gewalten schaun? Wen singen der Waffengenossen?
Da ich Gottlosigkeit aus Frömmigkeit empfangen.
Doch wenn nun dieses schön ist vor den Göttern,
So leiden wir und bitten ab, was wir
Gesündiget. Wenn aber diese fehlen,
So mögen sie nicht größer Unglück leiden,
Als sie bewirken offenbar an mir.
CHOR
Noch von demselben Stürmen hat
Sie noch dieselben Stöße in der Seele.
KREON
Deswegen werden denen, die sie führen,
Tränen kommen, des Aufschubs wegen.
ANTIGONE
O mir! grad vor dem Tode
Ist dies das Wort.
KREON
Ich rate, nichts zu wagen,
Nichts derlei dieser zuzusprechen.
Kreon geht ab.