Und als wir watend durch die Furt nun setzten,
Voran den Führer, den vorsicht’gen Schreiter,
Da spornte jenseits einen schaumbenetzten,
Langmähn’gen Rappen ein Savannenreiter.
Gedrungne Formen, Glieder wie von Erze,
Lichtblaues Jagdhemd mit scharlachner Franze,
Buntfarb’ges Tüchlein um des Haares Schwärze —
So kam er näher mit gefällter Lanze.
Im Flug nur, schien es, wollt’ er uns betrachten;
Umsonst hinüber sandt’ ich Ruf und Zeichen.
Er sah mich winken, ohne drauf zu achten,
Wandte sein Roß, und trat es in die Weichen;
Flog dann hinan des Ufers jähe Treppe,
Daß Kies und Mergel dran herunter klirrten.
Es war ein Creek, ein Beduin der Steppe; —
Glück zu! noch heute wirst du dich entgürten!
Dann wird dein Weib dir deine Kinder bringen;
Sie streicheln furchtlos deines Thieres Mähne;
Die Buben sagen: "Vater, laß es springen!"
Und ziehn ihm dreist den Knebel durch die Zähne.
Du aber wirst an deinen Herd dich setzen,
Und deine Gattin mit der Ferne Bildern
Und mit den Wundern deiner Züge letzen,
Vielleicht die Jäger auch im Strome schildern.
Die jetzt erreichen triefend das Gestade: —
Sieh’ da die Grasbahn, die dein Roß gegangen!
Wohl find’ ich Hütten, folg’ ich diesem Pfade —
Doch, ach! wie dich wird keine mich empfangen!
— — — — — —
Ich sonne mich im letzten Abendstrahle,
Und leise säuselt über mir die Rüster.
Du jetzt, mein Leben, wandelst wohl im Saale,
Der Teppich rauscht, und strahlend flammt der Lustre.
Und Alles naht sich, feiernd dich zu grüßen,
Und Alles huldigt deiner milden Schöne;
Sie legen Alles, Herrin, dir zu Füßen,
Auf daß dein Lächeln diesen Abend kröne.
O, laß es dringen auch in diese Wildniß;
Send’ es herüber tausende von Meilen!
Vor meine Seele treten laß dein Bildniß;
Zuckt auch mein Herz; — es wird ja doch nicht heilen!
So in des Kreises athemloser Stille
Mit deiner Harfe saßest du vor Zeiten!
Das ist dein Auge! — deiner Locken Fülle
Ergießt sich dunkel auf die lichten Saiten! —
Das ist dein Singen! durch die prächt’gen Räume
Glühend und innig fluthen meine Lieder! —
Im Abendwinde schütteln sich die Bäume;
Schwarz auf den Urwald senkt die Nacht sich nieder.
— — — — — —
Allein, allein! — und so will ich genesen?
Allein, allein! — und das der Wildniß Segen?
Allein, allein! — o Gott, ein einzig Wesen,
Um dieses Haupt an seine Brust zu legen!
In meinem Dünkel hab’ ich mich vermessen:
"Ich will sie meiden, die mein Treiben schelten.
Mir selbst genug, will ich dies Volk vergessen;
Fahr’ hin, o Welt — im Herzen trag’ ich Welten!"
Ein einzig Jahr hat meinen Stolz gebrochen;
Mein Herz ist einsam und mein Aug’ ist trübe.
Es reuet mich, was frevelnd ich gesprochen;
Dem Haß entfloh ich, aber auch der Liebe.
Allein, allein! — und so will ich genesen?
Allein, allein! — und das der Wildniß Segen?
Allein, allein! — o Gott, ein einzig Wesen,
Um dieses Haupt an seine Brust zu legen!
— — — — — —
Die Indianer sitzen um die Flamme,
Und schüren düster sie, schweigsame Schürer.
Da plötzlich — wohl der Aelteste vom Stamme —
Spricht zu den Andern also Einer ihrer:
"In Frieden ruh’ er, den wir heut’ begruben
Dort, wo den Urwald säumet die Savannah!
Nie einem Weißen, diesem gleich, erhuben
Ein Mal vom Lorenz wir zum Susquehannah!
Er war nicht, wie die Andern seiner Farbe;
Drum zu den Rothen hat er sich geschlagen.
In unsern dunkeln Reih’n glich er der Garbe
Des Maiskorns, die zu Tannen man getragen.
Was mocht’ ihm sein? — mit seinen Jagdgeräthen
Stand oft er sinnend unter einem Baume,
Und hört’ er rufend in das Holz uns treten,
So fuhr er auf, und folgt’ uns wie im Traume.
Auch stand er einsam wohl am Strome dorten;
Oft durch die Büsche sahn ihn die Genossen.
Dann war es, daß in fremder Sprache Worten
Ihm lange Reden von den Lippen flossen.
Der Worte keines haben wir verstanden,
Doch hörten gerne wir der Worte Schallen.
Es war ein Takt drin, wie wenn Kriegerbanden
Mit gleichem Schritt auf hartem Schneefeld wallen.
Verstanden haben wir der Worte keines,
Doch hat uns stets zu hören sie verlanget.
Es war ein Klang drin, gleich den Tönen eines
Schilds, der im Wind den Ast schlägt, dran er hanget.
Und um sich schaut’ er, war er nun zu Ende,
Und sah erst jetzt, daß Keiner ihn vernommen.
Dann drückt’ er stumm sein Antlitz in die Hände,
Und ist zum Wigwam still zurückgekommen.
In Frieden ruh’ er, den wir nicht mehr sehen!
Laßt eine Hütt’ auf seinem Grab uns bauen.
Sein Haupt liegt westwärts, denn sein letztes Flehen
War: "Krieger, o, nach Morgen laßt mich schauen!"