Nicht schamroth weichen soll der Sängerorden,
Wann Kriegerscharen ziehn im Waffenglanze;
Noch ist sein Lied kein schnödes Spiel geworden,
Doch ziert auch ihn der Degen und die Lanze;
Wohl schauervoll ist jener Sturm aus Norden,
Doch weht er frisch und stärkt zum Schwerdtertanze.
Wollt, Harfner, ihr durch Feindeslager schreiten,
Noch steht’s euch frei — den Eingang zu erstreiten.
Wann: Freiheit! Vaterland! ringsum erschallet,
Kein Sang tönt schöner in der Männer Ohren,
Im Kampfe, wo solch heilig Banner wallet,
Da wird der Sänger kräftig neugeboren.
Hat Aeschylos, deß Lied vom Siege hallet,
Hat Dante nicht dieß schönste Loos erkoren?
Cervantes ließ, gelähmt, die Rechte sinken
Und schrieb den Don Quixote mit der Linken. Dieses ist unrichtig, dem Cervantes wurde in dem
Seetreffen bei Lepanto die linke Hand gelähmt.
Auch unsres deutschen Liedertempels Pfleger,
Sie sind dem Kriegesgeiste nicht verdorben,
Man hört sie wohl die frend’gen Telynschläger,
Und mancher hat sich blut’gen Kranz erworben.
Du, Wehrmann Leo, du, o schwarzer Jäger,
Wohl seyd ihr ritterlichen Tods gestorben!
Und Fouqué, wie mir du das Herz durchdringest!
Du wagtest, kämpftest — doch du lebst und singest.
Den Frühling kündet der Orkane Sausen,
Der Heere Vorschritt macht die Erde dröhnen,
Und wie die Ström’ aus ihren Ufern brausen,
So wogt es weit von Deutschlands Heldensöhnen;
Der Sänger folgt durch alles wilde Grausen,
Läßt Sturm und Wogen gleich sein Lied ertönen.
Bald blüht der Frühling, bald der goldne Friede,
Mit mildern Lüften und mit sanftrem Liede.