Wühlt jener schauervolle Sturm aus Norden
Zerstörend auch im frischen Liederkranze?
Ist der Gesang ein feiges Spiel geworden?
Wiegt fürder nur der Degen und die Lanze?
Muß schamroth abwärts fliehn der Sängerorden,
Wann Kriegerscharen ziehn im Waffenglanze?
Darf nicht der Harfner wie in vor’gen Zeiten,
Willkommen selbst durch Feindeslager schreiten?
Bleibt Poesie zu Wald und Kluft verdrungen,
Bis nirgends Kampf der Völker Ruhe störet,
Bis das vulkan’sche Feuer ausgerungen,
Das stets sich neu im Erdenschooß empöret:
So ist bis heute noch kein Lied erklungen,
Und wird auch keins in künft’ger Zeit gehöret.
Nein! über ew’gen Kämpfen schwebt im Liede,
Gleichwie in Goldgewölk, der ew’ge Friede.
Ein jedes weltlich Ding hat seine Zeit,
Die Dichtung lebet ewig im Gemüthe,
Gleich ewig in erhabner Herrlichkeit,
Wie in der tiefen Lieb’ und stillen Güte,
Gleich ewig in des Ernstes Düsterheit,
Wie in dem Spiel und in des Scherzes Blüthe.
Ob Donner rollen, ob Orkane wühlen,
Die Sonne wankt nicht und die Sterne spielen.
Schon rüsten sich die Heere zum Verderben,
Der Frühling rüstet sich zu Spiel und Reigen;
Die Trommeln wirbeln, die Trommeten werben,
Indeß die wilden Winterstürme schweigen;
Mit Blute wild der Krieg die Erde färben,
Die sich mit Blumen schmückt und Blüthenzweigen:
Darf so der ird’sche Lenz sich frei erschließen,
So mög’ auch unser Dichterfrühling sprießen!