Hoch im Gebirge lag ein ſtiller See, und gab
Nur einen ſchmalen Bach dem Fluß im Thal hinab.
Er hielt die Spalten eng, daraus ſein Abfluß quoll,
Und weiſe Maͤßigkeit erhielt ihn immer voll.
Da rief zum See hinauf der Strom mit lautem Grollen:
Warum nicht reicheren Tribut willſt du mir zollen?
Anſtatt in traͤger Ruh auf deinem Grund zu ſtocken,
Stuͤrz dich in mich herab, und laß dein Bette trocken!
Der See dagegen ſprach: O Strom, du biſt ſo reich;
Soll alles Waſſer denn im Thale ſeyn zugleich?
Mit deinen Schaͤtzen magſt du raſch und breit hinfließen;
Laß eines Spiegels auch die Einſamkeit genießen.
Du traͤnkeſt Roß und Rind, ich traͤnke Hirſch und Hind;
Und meine Wogen lind regt Fruͤh- und Abendwind.
Ich wuͤrde, folgt’ ich dir, truͤb werden wie du biſt,
Da hier mein tiefes Blau der Neid des Himmels iſt.