Wenn alles Menſchenthuns iſt Wurzel Eigennutz,
Komm, laß uns reinigen die Wurzel von dem Schmutz!
Auf dieſem Grunde laß uns ſtehn nur und erklaͤren,
Wie jene Wurzel ſelbſt das Hoͤchſte muß gebaͤren.
Ein jedes Weſen eingepflanzt hat von Natur
Den Grundtrieb: wie es iſt, ſich zu erhalten nur.
Was dieſer dunkle Trieb nun in der Thiere Zunft,
Das iſt im Menſchen ſelbſt erleuchtete Vernunft.
So kann Vernunftmacht nie ſeyn mit Naturgewalten
Im Widerſpruch; ihr Trieb iſt auch, ſich zu erhalten.
Wodurch ſie ſich erhaͤlt, iſt Tugend, That und Kraft,
Davon das Widerſpiel iſt Schwaͤch’ und Leidenſchaft.
Nicht Leiden, ſondern Thun, nicht Ohnmacht, ſondern Staͤrke,
Das ſind des menſchlichen Naturtriebs Tugendwerke.
In dieſem Streben nun, von innen frei durchgaͤngig
Zu wirken, fuͤhlt der Trieb ſich außen rings abhaͤngig.
Zur Nahrung kann er nie der Außenwelt entbehren,
Und ihrer Uebermacht muß er ſich ſtets erwehren.
In dieſem Daſeynskampf, mit Kraft, dazu verliehn,
Sucht er von außen her, was frommt, an ſich zu ziehn.
Zwei Kraͤfte gleicher Art, zu gleichem Zweck verbunden,
Vermoͤgen doppeltes, das haben ſie empfunden.
Drum menſchliche Vernunft, zu Menſchenſelbſterhaltung
Befand nichts nuͤtzlicher als Menſchenbundgeſtaltung.
Sie unterordnen ſelbſt dem Leibe ſich zu Gliedern,
Nur um ſich zu erhoͤhn, nicht um ſich zu erniedern.
Und alſo iſt der Menſch von der Natur getrieben,
Weil er ſich ſelber liebt, den andern auch zu lieben.
Getrieben iſt er, gut zu ſeyn, mild und gerecht,
Großmuͤthig ſelber ſich zu opfern dem Geſchlecht.
Dem Grundtrieb Eigennutz iſt alles dies entſproſſen,
Die dunkle Wurzel iſt zum Himmel aufgeſchoſſen.