Mein Sohn, wenn du dich haſt vergangen, buͤß’ es gleich;
Denn des Vergehens harrt fruͤh oder ſpaͤt der Streich.
Wie aber buͤßeſt du’s? Dadurch, daß du bereueſt,
Und dich des ſicheren Gefuͤhls der Beßrung freueſt.
Mein Sohn, ſei uͤberzeugt, es gibt noch Herzenskuͤnder,
Und Gott allein nicht ſieht ins Innre jedem Suͤnder.
Ins Innre ſiehet auch dir jeder, dem getruͤbt
Des Geiſtes Sehkraft ſelbſt nicht iſt, noch ungeuͤbt.
Und welchem Blicke du begegneſt, mußt du bangen,
Daß er von Gott die Kraft, dich zu durchſchaun, empfangen.
An deiner Stirne ſteht’s, dort wird er es entdecken;
Wegwiſchen kannſt du’s nicht, du kannſt es nicht verſtecken.
Drum wenn dort Boͤſes ſteht geſchrieben, ſchreibe du
In leſerlicher Schrift die Beßrung auch dazu.
Nicht ungeſchrieben zwar wird, was iſt ausgeſtrichen,
Doch fuͤr den Rechnerblick die Rechnung ausgeglichen.
Mein Sohn, nicht darin ſuch’ hier Gottes Strafgericht,
Daß jedem Suͤnder man die Strafe ſichtbar ſpricht;
Darin, daß keiner hier geſuͤndigt und verbrochen,
Der nicht ſich ſelber hat ſein Strafurteil geſprochen.
Straf’ iſt ihm das Gefuͤhl, daß er ſtrafwuͤrdig ſei,
Und mehr noch Strafe dis, daß er von Straf’ iſt frei.
Denn denken muß er, wenn ſie hier ihn nicht ereilt,
Entgegen eil’ er ihr dort wo ſie ewig weilt.
Und dis Geſchwuͤr, das er doch pochen fuͤhlt und kochen,
Noch beſſer waͤr’ es aufgebrochen, aufgeſtochen.
Ja beſſer waͤr’ es dir, du heilteſt hier dich aus,
Und kaͤmeſt dort geſund in deines Vaters Haus.