Euer Locken
Lockt mich nicht,
Morgenglocken,
Morgenlicht!
Daß nur ließen
Eurem Chor
Sich verschließen
Aug’ und Ohr!
Daß mich nimmer
Weckte bang
Euer Schimmer,
Euer Klang!
Euer Locken
Lockt mich nicht,
Morgenglocken,
Morgenlicht!
Freude tagen
Mag der Flur;
Meine Klagen
Weckt ihr nur.
Träum’ umwoben
Wonnereich
Mich von oben,
Und vor euch
Floh erschrocken
Das Gesicht,
Morgenglocken,
Morgenlicht!
Schönre Fluren
Sah ich, ach;
Lieben Spuren
Ging ich nach.
Wo ich diese
Spuren sah,
Trug die Wiese
Fern und nah
Blütenflocken
Voll und dicht,
Morgenglocken,
Morgenlicht!
Lilienstengel
In der Hand,
Kamen Engel,
Mir bekannt.
Mein bekanntes
Engelpaar,
Ihr verbannt es,
Eh es gar
Meinen Locken
Kränze flicht,
Morgenglocken,
Morgenlicht!
Goldner Mährchen
Wunderhort
Bringt mein Pärchen
Mir von dort.
Ist der Faden,
Kaum geknüpft,
Ohne Gnaden
Schon entschlüpft?
Ihr macht stocken
Das Gedicht,
Morgenglocken,
Morgenlicht!
Dort entschwebet
Es der Thür;
Was denn gebet
Ihr dafür?
Die ich wiegen
Sah im Duft;
Daß sie liegen
In der Gruft,
Gebt ihr trocken
Mir Bericht,
Morgenglocken,
Morgenlicht!