Die ihr so eifersüchtig seid,
Und nichts als Unbeständigkeit,
Den Männern vorzurücken pfleget!
O Weiber, überwindet euch,
Lest dies Gedicht und seid zugleich
Beschämt, und ewig widerleget.
Wir Männer sind es ganz allein,
Die einmal nur, doch ewig lieben;
Uns ist die Treu ins Blut geschrieben.
Beweist es! hör ich alle schrein.
Recht gut! Es soll bewiesen sein.
Ein liebes Weib ward krank, wovon? Von vieler Galle?
Die alte Spötterei! Kein Kluger glaubt sie mehr.
Nein, nein, die Weiber siechten alle,
Wenn diese Übel schädlich wär.
Genug, sie ward sehr krank. Der Mann wendt alles an,
Was man von Männern fordern kann;
Eilt, ihr zu rechter Zeit die Pulver einzuschütten;
Er läßt für seine Frau in allen Kirchen bitten,
Und gibt noch mehr dafür, als sonst gebräuchlich war:
Und doch vermehrt sich die Gefahr.
Er ächzt, er weint und schreit, er will mit ihr verderben.
»Ach Engel«, spricht die Frau, »stell deine Klagen ein!
Ich werde mit Vergnügen sterben,
Versprich mir nur, nicht noch einmal zu frein.«
Er schwört, sich keine mehr zu wählen.
»Dein Schatten«, ruft er, »soll mich quälen,
Wenn mich ein zweites Weib besiegt.«
Er schwört. Nun stirbt sein Weib vergnügt.
Wer kann den Kummer wohl beschreiben,
Der unsern Witwer überfällt?
Er weiß vor Jammer kaum zu bleiben;
Zu eng ist ihm sein Haus, zu klein ist ihm die Welt.
Er opfert seiner Frau die allertreusten Klagen,
Bleibt ohne Speis und Trank, sucht keine Lagerstatt;
Er klagt, und ist des Lebens satt.
Indes befiehlt die Zeit, sie in das Grab zu tragen.
Man legt der Seligen ihr schwarzes Brautkleid an;
Der Witwer tritt betränt an ihren Sarg hinan.
»Was?« fängt er plötzlich an zu fluchen,
»Was, Henker, was soll dieses sein?
Für eine tote Frau ein Brautkleid auszusuchen?
Gesetzt, ich wollte wieder frein:
So müßt ich ja ein neues machen lassen.«
Ihr Leute kränkt ihn nicht, geht, holt ein ander Kleid,
Und laßt dem armen Witwer Zeit;
Er wird sich mit der Zeit schon fassen.