In Poitou (ich will mit Fleiß die Gegend nennen,
Damit sich die befragen können,
Die, wenn ein kleiner Umstand fehlt,
Schon zweifeln, ob man wahr erzählt),
In Poitou ließ einst ein Mann sein Weib begraben;
Allein man merk es wohl, man ist in Poitou;
Da geht es, wenn sie Leichen haben,
So prächtig wie bei uns nicht zu.
Man kleidet sie geschwind mit leinen Sterberöcken,
Und trägt den Sarg, ohn ihn erst zuzudecken,
An den für ihn bestimmten Ort.
So trug man auch den offnen Sarg itzt fort;
Doch was geschieht, indem sie ihn so tragen?
Der Leichenweg ging dicht an einer Hecke hin;
Hier ritzt ein Dorn die tote Frau ins Kinn.
Auf einmal fängt sie an, die Augen aufzuschlagen,
Und ruft: »Wohin wollt ihr mich tragen?«
Hier, deucht mich, hör ich viele fragen,
Wie kam die gute Frau zurück?
Hielt es der Mann auch für ein Glück,
Die Hälfte wiederzubekommen,
Die ihm der Tod zuvor genommen?
Wie mag ihm wohl gewesen sein?
Das letzte wird man gleich erfahren.
Nach weniger als sieben Jahren
Büßt sie das zweite Mal ihr junges Leben ein.
Der Mann gab ihr vom neuen das Geleite,
Und ging gesetzt an seiner Gattin Seite,
Wie alle harte Bauersleute.
Allein sobald er nur die Hecke wieder sah:
So wies er erst, wieviel sein Herz empfände.
Er rung mit Tränen beide Hände.
»Ach«, rief er aus, »da war es, da!
Kommt ja der Hecke nicht zu nah!«