Ich hab’ in dieser Mühle gedienet schon als Kind,
Die Tage meiner Jugend mir hier entschwunden sind;
Wie war des Müllers Tochter so herzig und so traut,
Wie hat man zu den Augen ihr in das Herz geschaut.
Sie setzte sich vertraulich am Abend oft zu mir,
Wir sprachen viel zusammen und Alles sagt’ ich ihr;
Sie teilte meinen Kummer und teilte meine Lust –
Das Eine nur verschwieg ich, die Lieb’ in meiner Brust.
Das hätte sie gesehen, wenn selber sie geliebt.
Ist’s denn das Wort, das arme, das die Verständ’gung giebt?
Ich sprach zu meinem Herzen: Laß fahren und sei still!
Für dich, du armer Bursche, sich’s doch nicht schicken will.
Und wie ich still mich härmte, da sprach sie liebereich:
»Wie hast du dich verändert, wie bist du worden bleich?
Mußt wieder fröhlich werden! mir ist um dich so bang!«
So kam’s, daß ich aus Liebe die Liebe selbst bezwang.
Sie kam mir nachgesprungen einst bei der Felsenwand,
Ihr Auge strahlte heller, sie faßte meine Hand:
Nun mußt du Glück mir wünschen, du grüßest eine Braut,
Und du, du bist der Erste, dem ich mein Glück vertraut.
Wie ich die Hand ihr küßte, verbarg ich mein Gesicht,
Es flossen meine Thränen, und reden konnt’ ich nicht;
Es ward mir, als verschlänge vor mir zur selb’gen Stund’
Mein Denken und mein Hoffen der Erde tiefster Grund.
Am Abend war Verlobung, wobei ich selber war;
Ich saß am Ehrenplatze vor dem beglückten Paar.
Man ließ die Gläser klingen und stimmte Lieder an;
Ich mußte fröhlich scheinen, da sie mich Alle sah’n.
Es ging am andern Morgen mir in dem Kopf herum,
Inmitten ihrer Freude war ich verwirrt und stumm.
Was fehlte mir? Nur Eines! Es war so wundersam,
Sie liebten ja mich Alle, sie selbst, ihr Bräutigam.
Sie trugen mich auf Händen und wußten nicht mein Weh.
Wie sie einander liebten und kos’ten, daß ich’s seh’,
Kam mir die Lust zu wandern weit in die Welt hinein.
Ich schnürte gleich mein Bündel, geschieden mußt’ es sein.
Ich bat: Laßt jetzt mich sehen die Welt und ihre Lust;
Ich meinte nur: vergessen die Welt in meiner Brust.
Sie sah mich an und sagte: O Gott! was fällt dir ein?
Wir lieben dich so herzlich; wo kannst du besser sein?
Da stürzten meine Thränen. Diesmal war’s guter Brauch;
Man weint ja, wenn man scheidet: sie sagt’ es selber auch;
Sie haben mich geleitet, als ich mich fortgemacht, –
Sie haben krank zum Sterben mich wieder heimgebracht.
Sie pflegen in der Mühle mich gar mit Zärtlichkeit,
Sie kommt mit ihrem Liebsten zu mir zu aller Zeit:
Im Juli wird die Hochzeit, sie aber wollen’s so:
Ich soll mit ihnen ziehen und werden wieder froh.
Ich höre stumm dem Brausen des Wasserrades zu,
Und denke: Tief da unten, da fänd’ ich erst die Ruh!
Dann wär’ ich ohne Schmerzen und ledig aller Pein!
Das wollen ja die Beiden: ich soll zufrieden sein.