1.
In dieser Zeit, so reich an schönem Sterben,
An Heldentod in frühen Jugendtagen,
Ward dir’s nicht, auf dem Siegesfeld erschlagen,
Den heil’gen Eichenkranz dir zu erwerben.
Beschleichend Fieber brachte dir Verderben,
Du wurdest bei der Eltern Weheklagen
Aus deinem Heimathhause hingetragen
Zur Stätte, die nicht Blut, nur Blumen färben.
Doch nein! auch dich ergriff die Zeit des Ruhmes,
Dich drängt’ es, eine Hermannsschlacht zu schaffen,
Ein sinnig Denkmal deutschen Heldenthumes.
Wohl hörtest du noch scheidend Kampfruf schallen,
Es wogt’ um dich von Männern, Rossen, Waffen:
So bist du in der Hermannsschlacht gefallen.
2.
Nach Hohem, Würd’gem nur hast du gerungen,
Das Kleinliche verschmähend, wie das Wilde;
So faßtest du in kräftige Gebilde
Das wundervolle Lied der Nibelungen.
Schon hatte Hagens Größe dich durchdrungen,
Schon stand vor dir die Rächerin Chriemhilde,
Vor Allem aber rührte dich die Milde
Des edeln Sifrids, Giselhers, des jungen.
Mit Fug ward Giselher von dir beklaget,
Der blühend hinsank in des Kampfs Bedrängniß,
Dich selbst hat nun so früher Tod erjaget.
Warst du vielleicht zu innig schon versunken
In jenes Lied, deß furchtbares Verhängniß
Zum Tode Jedem, nun auch dir, gewunken?
3.
Bedeutungsvoll hast du dein Künstlerleben
Mit jenem frommen, stillen Bild geschlossen:
Wie Abraham mit seines Stamms Genossen
Das Land begrüßt, das ihm der Herr gegeben.
Da lehnen sie auf ihren Wanderstäben,
Von Wald und Felsenhang noch halb umschlossen,
Doch herrlich sehn sie unter sich ergossen
Das weite Land voll Kornes und voll Reben.
So bist auch du nun, abgeschiedne Seele,
Aus dieses Erdelebens rauher Wilde
An deiner Wandrung frohes Ziel gekommen;
Und durch das finstre Thor der Grabeshöhle
Erblickst du schon die seligen Gefilde,
Das himmlische Verheißungsland der Frommen.