Nun soll ich sagen und singen
Von Trommeten und Schwerdterklang,
Und hör’ doch Schallmeien klingen,
Und höre der Lerchen Gesang.
Nun soll ich singen und sagen
Von Leichen und von Tod,
Und seh’ doch die Bäum’ ausschlagen
Und sprießen die Blümlein roth.
Nur von Goldmar will ich melden,
Ihr hättet es nicht gedacht:
Er war der erste der Helden,
Wie bei Frauen, so in der Schlacht.
Er gewann die Burg im Sturme,
Steckt’ auf sein Siegspanier;
Da stieg aus tiefem Thurme
Der alte König herfür.
„O Sonn’! o ihr Berge drüben!
O Feld und o grüner Wald!
Wie seyd ihr so jung geblieben,
Und ich bin worden so alt!“
Mit reichem Glanz und Schalle
Das Siegesfest begann;
Doch wer nicht saß in der Halle,
Das nicht beschreiben kann.
Und wär’ ich auch gesessen
Dort in der Gäste Reihn,
Doch hätt’ ich das Andre vergessen
Ob all dem edeln Wein.
Da thät zu Goldmar sprechen
Der königliche Greis:
„Ich geb’ ein Lanzenbrechen,
Was setz’ ich euch zum Preis?“
„Herr König, hochgeboren,
So setzet uns zum Preis,
Statt goldner Helm’ und Sporen,
Einen Stab und ein Lämmlein weiß!“
Um was sonst Schäfer laufen
In die Wert’ im Blumengefild,
Drum sah man die Ritterhaufen
Sich tummeln mit Lanz’ und Schild.
Da warf die Ritter alle
Herr Goldmar in den Kreis,
Er empfieng bei Trommetenschalle
Einen Stab und ein Lämmlein weiß.
Und wieder begann zu sprechen
Der königliche Greis:
„Ich geb’ ein neues Stechen
Und setz’ einen höhern Preis.
Wohl setz’ ich euch zum Lohne
Nicht eitel Spiel und Tand,
Ich setz’ euch meine Krone
Aus der schönsten Königin Hand.“
Wie glühten da die Gäste
Bei’m hohen Trommetenschall!
Wollt’ Jeder thun das Beste,
Herr Goldmar warf sie all.
Der König stand im Gaden
Mit Frauen und mit Herrn,
Er ließ Herrn Goldmar laden,
Der Ritter Blum’ und Stern.
Da kam der Held im Streite,
Den Schäferstab in der Hand,
Das Lämmlein weiß zur Seite,
An rosenrothem Band.
Der König sprach: „ich lohne
Dir nicht mit Spiel und Tand,
Ich gebe dir meine Krone
Aus der schönsten Königin Hand.“
Er sprach’s, und schlug zurücke
Den Schleier der Königin.
Herr Goldmar mit keinem Blicke
Wollt’ sehen nach ihr hin.
„Keine Königin soll mich gewinnen
Und keiner Krone Stral,
Ich trachte mit allen Sinnen
Nach der Schäferin im Thal.
Ich will zum Gruß ihr bieten
Das Lämmlein und den Stab.
So mög’ euch Gott behüten!
Ich zieh’ in’s Thal hinab.“
Da rief eine Stimm’ so helle,
Und ihm ward mit einem Mal,
Als sängen die Vögel am Quelle,
Als glänzten die Blumen im Thal.
Die Augen thät er heben,
Die Schäferin vor ihm stand,
Mit reichem Geschmeid’ umgeben,
Die blanke Kron’ in der Hand.
„Willkommen, du viel Schlimmer,
In meines Vaters Haus!
Sprich! willst du ziehn noch immer
In’s grüne Thal hinaus?
So nimm doch zuvor die Krone,
Die du mir liessest zum Pfand!
Mit Wucher ich dir lohne,
Sie herrscht nun über zwei Land’.“
Nicht länger blieben sie stehen
Das Eine vom Andern fern.
Was weiter nun geschehen,
Das wüßtet ihr wohl gern?
Und wollt’ es ein Mädchen wissen,
Dem thät’ ich’s plötzlich kund,
Dürft’ ich sie umfahn und küssen
Auf den rosenrothen Mund.