Leuchtet schon die Frühlingssonne
Ueber See und Aue hin?
Hat zur Stätte stiller Wonne
Sich gewölbt der Zweige Grün?
Ach! die Gute, die ich meine,
Schenkt mir keinen Maienstral,
Wandelt nicht im Blüthenhaine,
Ruhet nicht im Quellenthal.
Ja! es waren schönre Zeiten,
Als in buntbekränzten Reihn
Hirten mit den süßen Bräuten
Walleten zum Opferhain;
Als die Jungfrau, Krüge tragend,
Oft zum kühlen Brunnen trat,
Und der Wandrer, sehnlich fragend,
Sie um Trunk und Liebe bat.
Ach! das Toben roher Stürme
Riß den goldnen Frühling fort.
Schlösser stiegen auf und Thürme,
Traurig saß die Jungfrau dort;
Lauschte nächtlichem Gesange,
Sah hinab in’s Schlachtgewühl,
Sah es, wie im Waffendrange
Ihr getreuer Streiter fiel.
Und ein Alter, dumpf und trübe,
Lagerte sich auf die Welt,
Das die schöne Jugendliebe
Wie ein Traum befangen hält.
Im Vorübereilen grüßen
Sich mit Blicken, voll von Schmerz,
Die sich fest und ewig schließen
Möchten an das treue Herz.
Welkt, ihr Blumen und ihr Bäume,
Höhnet nicht der Liebe Schmerz!
Sterbet auch, ihr Jugendkeime!
Schmachte hin, du volles Herz!
In die öde Nacht der Grüfte
Sinkt, ihr Jünglinge, hinab!
Flieder wallen in die Lüfte,
Rosen blühn um euer Grab.