Unter den Freunden der erdumwohnenden
Menschen vor allen preis’ ich den Tod.
Ob Dionysos, ob Eros dem frohnenden
Jammergeschlechte mit köstlich belohnenden
Stunden versüße die Jahre der Not,
Ob in dem Boot
Seligen Traums die betrogenen Geister
Schaukeln von Eiland zu Eilanden fort –
Schlaf ist Geselle; – Tod aber, der Meister,
Fährt uns zum Port.
Denn die Erde ward kärglich und enge;
Doch der Gebornen unendliche Zahl
Häuft, überhäuft sich in schrecklicher Menge,
Schwillt, überschwillt sich in wildem Gedränge
Und begehrt von der Mutter das Mahl.
Hungernder Qual
Langsam erliegen, die von den Brüsten,
Von den ernährenden Quellen der Neid
Stärkerer Brüder vertrieb und in Wüsten
Würgt sie das Leid.
So aus des Eichwalds sumpfiger Lache
Drängt sich das gierige Rudel heran
Schlürfend und schluckend, der säugenden Bache
Borstiger Wurf – da fährt auf das Schwache
Wütend das Starke mit hauendem Zahn,
Neidisch die Bahn
Ihm zum ernährenden Euter zu wehren –
Rings um die Mutter Geschrei und Gestampf;
Aber gelassen schaut sie den schweren,
Blutigen Kampf.
Freundlicher Tod, das tobende Streiten
Stillst du, den bruderbekämpfenden Zwist;
Magst auf des Meersturms Schwingen du reiten,
Seuchen und Fieber schleichend begleiten,
Lauern im Netze verderblicher List,
Nächtlicher Frist
Zücken den Dolch – wie Furienbrände
Schreckt dein Name erschütternden Schalls,
Ich aber seh deine segnenden Hände,
Ordner des Alls.
Schaudernd verehr ich dich, menschenverderbende
Wandernde, bogenbewaffnete Pest,
Wenn über heulende Länder und sterbende
Städte der Scheiterhaufen werbende
Fahne des Rauches du wehen läßt.
Siehe! Schon preßt
Sich in den stygischen Kahn das Gedränge,
Schaaren auf Schaaren – er fasset sie kaum –
Und in des Volkes drückender Enge
Schufest du Raum.
Aber auch dich lobpreis’ ich vor Allen,
Krieg! Du gewaltiger Schwinger des Schwerts,
Lässest den Donner der Stimme schallen –
Siehe, da liegen die Helden gefallen,
Hingestreckt von dem mordenden Erz;
Gestern von Scherz
Sprühte die Lippe, von festlichen Siegen
Träumte des Auges begeisterte Glut –
Heut um die Wunde drängt sich der Fliegen
Bläuliche Brut.
Freundlicher Tod, du heilsam geschäftiger
Gärtner, beschneidend um’s üppige Beet
Wandelst du ewig und tilgst, was in heftiger
Wucherung aufschoß, daß voller und kräftiger
Blühe das Eine, wenn Andres vergeht.
Nimmer gefleht
Hab ich um Schonung für mich, und mit Wonne
Steig ich hinunter in Aides Nacht,
Wenn meinen Brüdern mein Scheiden die Sonne
Lieblicher macht.