Wie wann die Nachtigal, vom Keficht außgerissen,
Hin in die Lüfften kömpt und an den kalten Flüssen
Mit Singen lustig ist, umb daß sie loß und frey
Von ihrer Dienstbarkeit, und nun ihr selber sey,
So dünckt mich, ist auch mir, im Fall ich unterzeiten
Diß was mich sonsten hält, kan werffen auff die Seiten
Und ausser dieser Statt auch nur auff einen Tag
Und einen noch darzu, mit Ruh erschnauffen mag.
Doch lachet sonderlich vor andern Oertern allen
Mich euer Zlatna an und pflegt mir zu gefallen,
Zum Theil, Herr Lisabon, weil ihr da wonhafft seydt,
Und dann, daß viel da ist, so sonsten weit und breit
Nicht fast gefunden wird. Im Fall wir nur es nennen,
So kan man schon sein Thun und Eygenschafft erkennen,
Dann Zlato das heißt Goldt auff Windisch, da die Statt
Zwar kleine, doch nicht arm, darvon den Ursprung hat:
Die Römer wusten schon, was hier sey zu erlangen,
Das abgeführte Volck hat wol das Land durchgangen,
Eh’ es sich niederließ, der besten Oerter Frucht
Und angenehmen Lust mit Fleisse nachgesucht.
Das lehrt uns Weissenburg, wo Apulum vor Zeiten,
Der Sarmitz Schwester, stund, die gantz von allen Seiten
Gesund und trächtig liegt, und Thorda zeigt es an,
Das sein Cristallen-Saltz so reichlich geben kan.
Doch war das Ort auch lieb, wo jetzund Zlatna lieget,
Da diesen Völckern hat Trajanus angesieget,
Wie ich vermuthen kan, weil jetzt noch allermeist
Ein grünes Feld allda Trajanus-Wiesen heißt.
Darneben ist Volcon, der hohe Berg, gelegen,
Auff dem das Volck vielleicht hat anzubetten pflegen
Der Götter lahmen Schmied. Es kamen da hinauff
Die Bauren vor der Zeit, da lag ein Stein darauff,
In den fast dieses Lauts Lateinisch war gegraben:
Hier liegt ein grosser Schatz; im Fall du ihn wilst haben,
So kehre mich herumb. Sie greiffen frölich an,
Ein jeder ist bemüht und hebt so viel er kan;
Nach dem er umbgeweltzt, stund gleichfalls auffgeschrieben;
Auff dieser Seiten hab’ ich Zeit genung vertrieben,
Und manchen Tag vollbracht; anjetzund lege sich
Der ander’ auch zu Ruh; habt Danck ihr, daß ihr mich
So treulich umbgewandt. Nun, das heißt wol vexiret.
Nit weit von dar wird auch die Stelle noch gespüret,
Wo Zeugma, ist mir recht, vor dem stund auffgebaut,
Nicht eine schlechte Statt. Jetzt wird da kaum geschaut
Ein altes Mauerwerck, und under den Gebeinen,
Mit Hecken gantz verschrenckt, sehr schöne Schrifft auff Steinen,
Die, so mir sehr geliebt. Hilff Gott der weisen List,
Mit der du, grosses Volck, begabt gewesen bist!
Du wustest wol den Lauff der Welt und ihrer Sachen
Unnd daß ein jeder Mensch ihm muste Rechnung machen,
Er selbst und was er hat, das fliege nur dahin;
Was auffgeschrieben sey, behalt’ er zu Gewin.
Drumb können wir noch jetzt die Saturninos lesen,
So der Colonien Verwalter sind gewesen,
Die Lupos, Statios, und den Gemelum auch,
Der, so ein Bad gebaut auff Römischen Gebrauch.
Die Scaurianen mehr, die Syrer, die Frontonen,
Und die Flamonier und die Senecionen,
Und Marcum Ulpium, sonst Hermiam genannt,
Der das Goldbergwerck hier hatt’ unter seiner Hand,
Deß Asche (Zweiffels ohn zu Zlatna auffgeladen)
Ward biß nach Rom geführt auß Keyserlicher Gnaden
Und da erst eingescharrt. Unnd so viel Schrifften sunst,
Die keine Macht der Zeit, kein Wetter, keine Brunst
Zu dempffen hat vermocht. Nuu liegt ihr grossen Helden
Und laßt, seydt ihr gleich stumm, die Steine von euch melden.
Auß euern Gräbern wächst jetzt manche Blume für,
Wie ihr euch dann gewündscht, und steht in voller Zier.
So offt ich hier bey euch mich pflege zu ergehen,
Und sehe da den Grund von einem Hause stehen,
Hier einen Todtenkopff mit Aschen vollgefüllt,
Wie nechst mir widerfuhr, so wird mir eingebildt
Die Eytelkeit der Welt, und pflege zu bedencken,
Wie nichtig doch das sey, warum sich manche kräncken
Und martern Tag und Nacht, dann kompt der bleiche Todt
Eh’ als man sich versieht. Das Gold, das schöne Koth,
Und alles Gut und Geld fällt in die Hand der Erben,
Die offtmals traurig sind, daß wir nit eher sterben!
Was von uns irrdisch war, verschirrt man in den Sandt,
Das beste Theil verbleibt. Drumb seyd ihr noch bekandt
Und werdet nicht vergehn. Verleyht mir Gott das Leben,
So bin auch ich geneigt euch künfftig das zu geben,
Was Reichthumb nicht vermag. Die Namen, so anjetzt
Auff blossen Steinen stehn, und sind fast abgenützt
Durch Rost der stillen Zeit, die will ich dahin schreiben,
Da sie kein Schnee, kein Plitz, kein Regen wird vertreiben,
Da euch der Gothen Schar, wie sie vorweilen pflag,
Mit ihrer Grimmigkeit zu schaden nicht vermag.
Es hat das wüste Volck gantz Asien bezwungen,
Die Griechen, Thracier und Mysios verdrungen,
Auch euer Dacien, der Römer bestes Land,
Von langen Jahren her verheert und außgebrand.
Mehr, hat nicht Attila mit seiner Scythen Hauffen
Und dann die Wenden auch euch feindlich angelauffen?
Doch eure Sprache bleibt noch hier auff diesen Tag,
Darob sich dann ein Mensch gar billich wundern mag.
Italien hat selbst nichts gantz von seinen Alten,
Ingleichen Spanien und Gallia behalten;
Wie etwa diß nun kan den Römern ehnlich seyn,
So nahe sind verwandt Walachisch und Latein.
Es steckt manchs edles Blut in kleinen Baurenhütten,
Das noch den alten Brauch und Art der alten Sitten
Nit gäntzlich abgelegt. Wie dann ihr Tantz anzeigt,
In dem so wunderbahr gebückt wird und geneigt,
Gesprungen in die Höh, auff Art der Capreolen,
Die meine Teutschen sonst auß Franckreich müssen holen,
Bald wirdt ein Kreyß gemacht, bald widerumb zertrannt,
Bald gehn die Menscher recht, bald auff der lincken Hand;
Die Menscher, die noch jetzt fast Römisch Muster tragen,
Zwar schlecht, doch witzig sind, viel dencken, wenig sagen;
Und was ich weiter nicht mag bringen auff die Bahn,
Dadurch ich sonsten wol in Argwohn kommen kan.
Wo will ich aber hin? Ich soll von Zlatna schreiben,
Das den Verdruß der Zeit nur kan so wol vertreiben
Mit seiner grossen Lust. Ich suche, was ich will,
So find’ ich da genung und mehr noch als zu viel.
Geliebet dir ein Berg? Hier stehen sie mit Hauffen.
Ein Wasser? Siehe da den schönen Ampul lauffen.
Ein schönes grünes Thal? Geh’ auff Trajani Feld;
In Summa, Zlatna ist wie eine kleine Welt.
Hier ist ein kühler Platz voll lieblicher Violen
Und Blumen vielerhand, da kan man Kräuter holen,
Dergleichen Hybla selbst und Pelion nicht trägt,
Von denen man doch sonst so viel zusagen pflegt.
Die Farb’ und der Geruch die scheinen fast zu streiten
Was mehr zu loben sey; so wird von allen Seiten
Gesicht’ und Sinn erquickt. Es gibt die frische Bach,
Vor Zeiten Apulus, auch keinem Flusse nach.
Sie pflegt nicht faulen Schleim an ihren Rand zu führen,
Zeigt bald den klaren Grund. Es mag die Häusser zieren
Mit Marmor, wer da will; ich lobe solche Pracht,
Die ausser Menschen-List natürlich ist gemacht.
Mehr sind auch Fische hier, die ich doch theils nicht kenne,
Der ich kein Fischer bin, theils lieber eß’ als nenne.
Wo irgend Najades an einem Wasser sindt,
So glaub’ ich, daß man sie bey diesem Flusse findt,
Daß hier die Satyri der Nymphen Gunst zu haben,
Und der verbuhlte Pan umbher am Ufer traben
Und eylen ihnen nach. Wie schöne sieht es auß,
Wann nun der Abendstern deß Himmels blaue Hauß
Mit seinem Liechte ziert, wirfft von der Berge Spitzen
Den Schatten in den Fluß, an dem die Vögel sitzen
Und singen überlaut? Es scheint, der Wald folgt nach
Gleich wie das Wasser scheußt, und schwimmet in der Bach.
Der Wald, Herr Lisabon, auß dem ihr ohn’ Beschwerde
Habt Holtz, so viel ihr wolt; er wächst euch auff dem Herde
Und in der Küchen fast, bringt gar sehr schönes Wild,
Das nicht für’s Armut ist und reiche Heller gilt.
Ihr waget, ist mir recht, nicht viel auff Wildtpret fangen,
Es kompt schier von sich selbst biß in den Hoff gegangen;
Auß welcher Zunfft auch ist der kleine Ringelbeer,
Der Beer, mein bestes Vieh, den ich von euch anher
Am nechsten mit mir nam. Es pflegt mir einzukommen,
Die künstliche Natur, die hab’ ihr vorgenommen
An Zlatna sonderlich zu thun ihr Meisterrecht.
Der Wein wächst nur nicht hier, die Häuser sind auch schlecht.
Wie weit ist aber Sard? der beste Platz am Weine,
Was dieses Land betrifft, der wol taug, wie ich meyne,
Für der Poeten Volck, das nit zu starcken Tranck
Hinunter giessen muß, im Fall ihm sein Gesang
Auch wol gerathen soll, und immer zu bekleiben;
Nicht wie zwar jene thun, die etwas heute schreiben,
Das morgen kömpt dahin, wo es zu kommen werth,
Da, wo man auff die Wand den blossen Rücken kehrt.
Nun, solcher Wein wächst hier, der nicht den Leib erhitzet,
Von dem nicht da ein Punct, hier wider einer sitzet
Umb Nasen, Stirn und Maul, bald Berg, bald wider Thal,
Mit roth und weiß vermengt wie ein Frantzosen-Mahl.
Nun, solcher Wein wächst hier, den ihr in kurtzen Stunden
In euern Keller bringt, und seydt der Last entbunden,
Die man im Pflanzen hat. Was auch den Bau belangt,
So ist es Eytelkeit, daß man mit diesem prangt.
Wie noch die alte Welt mit Keylen Holtz gespalten
Und nur ein dürres Scheyd zum Feuer fürbehalten,
Von Balcken nicht gewußt, da keine Sege war,
Da lebten sie mit Ruh und ausser der Gefahr!
Es stunden ohngefehr vier Gabeln auffgerichtet,
Darüber her ward Stroh, das nunmehr wird vernichtet,
Auff Aesten umbgestreut, darunter lag ein Mann,
Die Freyheit neben ihm, so jetzt ist abgethan.
Wir sind durch unsern Bau noch endlich dahin kommen,
Daß wir uns weit und breit viel Oerter eingenommen,
Die Laster aber uns. Hat mancher gleich ein Schloß,
Das Stätten ehnlich sieht, an Tugend ist er bloß.
Rom war nie besser auff, als wie die hohen Sinnen
Ein nidrigs Dach bewohnt; so bald als sie beginnen,
An schlechter Einfalt klein und Bauen groß zu seyn,
Reißt Schand’ und Ueppigkeit mit hellem Hauffen ein.
Viel haben ihre Lust an köstlichen Pallästen
Gantz Königlich gemacht, viel gründen starcke Festen,
Darauff man mehrmahls doch anjetzt vergeblich traut,
Weil Mars so grimmig ist; bey euch hat Gott gebaut.
Laß hier und da gleich Milch und süsses Honig fliessen,
Hier fleußt pur klares Gold. Geringe Bauren wissen
Mit Waschen guet Bescheyd und lesen einen Sand,
Der auch mit seiner Stärck’ erobert Leut’ und Land.
Man höret offtermals von güldnen Bergen sagen:
Hier sind sie, wo sie sind. Hier pflegt gar sehr zu tragen
Deß Erdreichs milde Schoß die wunderbare Frucht,
Die so mit grosser Kunst unnd Arbeit wirdt gesucht.
Es dünckt mich, es sey selbst in euren Dienst verpflichtet
Die gütige Natur, die euch die Gäng’ außrichtet
Und gleichsam mit der Hand auff ihre Schätze zeigt;
Die schöne Sonne selbst ist hefftig euch geneigt,
Will ihre gantze Krafft an Zlatna kundbar machen,
Wirckt fleissig gutes Gold. Es scheint für euch zu wachen
Der flüchtige Mercur, so auch diß Orth sehr liebt
Was diesem Leben nutzt. Wann offt ein Kraut nichts thut
In Uebung der Artzney, da ist Metall doch gut.
Im Fall kein Bergwerck ist, so müssen sämptlich darben,
Die Giesser ihres Zins, die Mahler ihrer Farben,
Kein Mäurer wirdt mehr seyn, kein Schmied, kein Schlosser nicht,
Kein Kauffman, der uns läßt, was für den Leib gebricht,
Und was noch weiter ist. Der Mißbrauch ist zu schelten.
Ein Bergmann aber kan so wenig sein entgelten,
Als wenig Ursach ist, der seiner Reben pflegt,
Daß mancher Mensch sich bloß auff wildes Sauffen legt.
Die schöne Nahrung hier hat wol dem Ackerleben,
Das sonsten selig heißt, mit nichten nachzugeben.
Wie, der die Feldter baut, doch niemand Unrecht thut.
So haut ihr auch Metall und bringet Gelt unnd Gut
Tieff auß der Erden her, die keiner sonst bewohnet;
Ein jeder bleibt von euch mit Hinderlist verschonet
Und schlimmen Schinderey; wie der zu üben pflegt,
Der Ehre, Seel’ und Wahr auff eine Schale legt.
Ob euch der Orth nun wol, Herr Lisabon, zu geben
Pflegt alles, was man will, so ist doch euer Leben,
Darinnen ihr jetzt seyd und künfftig bleiben solt,
Geliebt es Gott und euch, noch güldener als Golt.
Wann gleich die eurigen ihr Vatterland verlassen,
Durch Zwang der Tyranney, wie Alba alle Gassen
Mit Blute vollgefüllt, und Antorff, eure Statt,
Die sonst so volckreich war, gantz außgeleeret hat;
Ob gleich ihr nicht bey ihr und ihren hohen Spitzen,
Noch an der tieffen Scheld im Schatten möget sitzen
Und sehn den Schiffen zu; ob gleich das edle Land,
Das euch vor zugehört, nun ist in frembder Hand,
So hat der Bluthund doch euch diß nicht nehmen können,
Was mehr ist als das Gut, den Muth, die freyen Sinnen
Und Liebe zu der Kunst, die euch noch angeerbt
Von eurem Vatter her und nicht stirbt, wann ihr sterbt.
Wer weiß so wol als ihr die Heimlichkeit der Erden
Und alle Tugenden die hier gefunden werden?
Deß Ertzes Unterschied an Farben und Gestalt,
Die doch so mancherley, erkennet ihr alsbald;
Die künstliche Natur hat selber euch erzeuget,
Hat selber euch ernehrt, an ihrer Brust gesäuget
Und bald von Wiegen an gelehrt die Wissenschafft,
Durch die ihr nun erforscht der tieffen Gründe Krafft
Und zieht die Seel’ herauß. In euren ersten Jahren,
Wie Plato auch befahl, habt ihr alsbald erfahren
Den Griff der Rechenkunst, die gantz euch ist bekandt.
Doch schickt sich sonderlich in eure werthe Handt
Der nötige Kompaß, der Tieffe, Breyte, Länge
Deß Schachts gewiß erforscht und auch das Maß der Gänge
Und Stollen sagen kan. Der gleiche Meßstab auch,
Und was darzu gehört, ist stets euch im Gebrauch;
Ihr wißt sehr wol dardurch ein artlichs Hauß zu gründen,
Der Felder, Wasser, Stätt und Länder Ziel zu finden,
Gleich wie Euclides that. Auch ist bey euch in Gunst
Die Schwester der Natur, die schöne Mahlerkunst;
Urtheilet recht und wol, was gute Meister heissen
Und was gesudelt sey, köndt selber artlich reissen
Und seyt hier nicht ein Gast. Was sag’ ich nun von der,
Durch welcher Lieblichkeit der Unmuth und Beschwer
Deß Hertzens weichen muß, die aller Menschen Sinnen,
Im Fall sie Menschen sind, kan, wie sie will, gewinnen,
Der edlen Musica, in welcher ihr so weit
Und doch nur wie im Spiel’ und Schertzen kommen seydt,
Daß euch Terpsichore, die Mutter der Sirenen,
Sehr lieb zu haben scheint vor andern ihren Söhnen
Und daß euch Phebus selbst, wann ihr die Sayten rührt
Und spielt ein artlichs Lied, die schnellen Finger führt?
Diß alles und noch mehr erhebt euch von dem Volcke,
Das an der Erden hangt und mit der dicken Wolcke
Der schnöden Eytelkeit liegt unbekandt verdeckt.
Ein Geist, der Tugend liebt, der voller Flamme steckt,
Und heimlicher Begier, der kan nit müssig gehen,
Er muß sich lassen sehn, muß nach dem Himmel stehen,
Von dem er kommen ist, muß suchen seine Lust
In allem, was der Schar deß Pöbels unbewußt.
O wol euch dann hierumb! Doch soll ich anders sagen,
Was mein Bedüncken ist, noch eines mußt ihr wagen,
Wolt ihr, daß euer Glück auch gantz vollkommen sey
Und gleicher massen ihr: Ein Weib das legt euch bey.
Die Wahl ist hier wol schwer; dann hat sie ein Vermögen,
Im Fall man ihr was sagt, so setzt sie sich entgegen.
Ist sie geschickt und from, so hat sie sonst nicht viel,
Ist sie am Adel gut, so thut sie, was sie will;
Ist Leibes Schönheit da, so hat man zu verwachen,
Sieht sie dann heßlich auß, so kan sie leichte machen
Daß mancher borgen geht. Hat sie der Nahrung Acht,
So darff kein Freund zu dir, sie kieffet Tag und Nacht.
Behält man sie daheim, so wird sie sich beklagen,
Geht sie spatziren auß, sie wird herumb getragen.
Hatt sie das Gelt bey sich, weh deinem Beutel dann.
Giebst du nur was du wilt, so nimbt sie, wo sie kan,
Und was ich noch viel mehr dergleichen wolt’ erzehlen.
Doch bleibt das Sprichwort war: Nach Wehlen komme Quelen.
Habt ihr nur Sinn darzu, Gott selbst wird euch allein
Erwündschten Beystand thun und euer Freymann seyn.
Wer immer einsam lebt, kan nicht, wie recht, geniessen
Der Blüte seiner Zeit, wird offte fortgerissen
Von irrdischer Begier, die leichtlich wie ein Pferdt,
Das Zaum und Zeug zerreißt, uns gantz zu Boden kehrt
Und dämpffet den Verstandt, der sonst die schwachen Sinnen,
Als Meister über sie, soll an sich halten können
Und ihrer mächtig seyn. Drumb setzt noch diß herzu,
So habt ihr schon erlangt deß Lebens wahre Ruh,
Die für das Höchste Gut von den gelehrten Alten,
Und diß fast billich auch, wird in der Welt gehalten.
Dann kan was Bessers seyn, als weit von aller Lust
Die unser Fleisch gebührt, ihm gantz seyn wol bewußt
Und den Verwirrungen deß Hertzens nicht verhengen,
Der Liebe sonderlich, die hart uns anzustrengen
Mit ihrer Stärcke pflegt und läßt uns keinen Rast,
Im Fall sie schon ein mal uns an ihr Joch gefaßt?
O wol demselben, wol, der so kan einsam leben
Und seine gantze Zeit den Feldern hat gegeben,
Liebt nicht der Stätte Lust und ihren falschen Schein,
Da offt zwar pflegt mehr Geld, doch auch mehr Schuld zuseyn.
Er darff sein Hütlein nicht stets in der Hand behalten,
Wann er nach Hofe kömpt, und für der Thür erkalten,
Eh’ als er Audientz (Verhör ist viel zu schlecht)
Zu wegen bringen kan und ungerechtes Recht.
Da pralet einer her mit grossen weiten Schritten,
Der, wann ein guter Mann ihn hat umb was zu bitten,
Der besser ist als er und vielmehr weiß und kan,
So siehet er ihn kaum halb über Achsel an
Und fertigt ihn kahl ab. Bald trifft sich eine Stunde,
Wann niemand drauff gedenckt, so geht er selbst zu Grunde
Und seine Pracht mit ihm; es pflegt nur so zu gehn,
Man muß hier, wie es kömpt, bald liegen und bald stehn.
Noch blehen sie sich auff und dörffen sich erheben,
Als jeder, gebe Gott, müßt’ ihrer Gnade leben,
Verbringen mit Pancket und Spielen ihre Zeit,
Und mangelt ihnen nichts als bloß die Frömigkeit.
Das weiß ein Feldmann nicht, und was die Stätte haben,
Da der ein Weib ihm freyt, ein andrer läßts begraben;
Der läufft, der weint, der lacht, die meisten suchen Geldt,
Und wann es funden ist, so muß es in die Welt.
Da sieht man eine Frau, die ihren Mann zu schonen,
Der ohne diß schwach ist, den Knechten pflegt zu lohnen
Und gibt umbsonst hinweg das, was ihr dennoch bleibt,
Und was man weiter noch in solchen Oertern treibt,
Da List, da Hurerey, da Schweren, Schelten, Fluchen
Gemeine Sachen sind, da nichts ist als Besuchen,
Als tieffe Reverentz, die nicht von Hertzen kömpt,
Da einer dem sein Gut und der dem andern nimbt.
Das weiß ein Feldtmann nicht. Die grausame Trompette
Noch auch der Trummel Schall jagt ihn nicht auß dem Bette,
Wie er noch halb voll Schlaff muß auff die Wälle gehn,
Auß seines Weibes Schoß, und in der Rüstung stehn.
Er schwebt nicht auff der See, da Himmel, Wind und Wellen
Ein armes schwaches Schiff fast stürtzen zu der Höllen
Und stossen an den Grund. Er ehrt den Herren nicht,
Der offtmals wenig hält und dennoch viel verspricht.
Sein Thun ist schlecht unnd recht; man sieht ihn niemand neiden,
Noch an deß Nechsten Noth die falschen Augen weyden;
Nicht wündschen, was ihm fehlt, ist seine gantze Lust,
Lebt ausser Furcht und Trost und ist ihm wol bewußt.
Er liebt das grüne Feld für allen andern Sachen,
Kan in der freyen Lufft sich etwas grösser machen
Und faßt ihm frischen Muth. Da gehen seine Küh
Mit Lämmern untermengt ins Graß biß an die Knie.
Der schwartze Schäffer steht bey einer hohen Linden,
Gelehnet auff den Stab, und schneidet in die Rinden
Der Liebsten Namen ein, bald schwingt er in die Höh
Ein treues Hirtenlied von seiner Galathee.
Nicht allzuweit darvon da sieht er seine Stuten
Vor Geilheit lustig seyn und nagen an den Ruten.
Dann geht er ferrner auch zu seinen Bienen hin,
Schaut, wie zwey grimme Heer offt an einander ziehn
Und umb deß Nachbars Klee sich bey den Stöcken zancken,
Die voller Honig sind; führt nachmals seine Rancken
Und junge Reben auff. Indessen kömpt sein Weib,
Die nicht nach Bisem reucht, und ihren schnöden Leib,
Wie falscher Wahr’ geschieht, vollauff an allen Enden
Hat prächtig außgebutzt; sie trägt in ihren Händen,
Die grob durch Arbeit sind, von grünem Majoran
Und Rosen einen Krantz und krönet ihren Mann.
Bald setzt sie sich mit ihm bey einem Walde nieder,
An dem ein schönes Quell mit Rauschen hin unnd wieder
Fleußt heller noch als Glaß. Der leichten Vögel Schar
Springt auff den Aesten umb, der grüne Specht, der Star,
So offte reden lernt, die Nachtigall vor allen
Singt dem, der sie ernehrt, und ihnen zu gefallen;
Die Lerche schreyt auch: Dir, Dir, lieber Gott, allein
Singt aell Welt, Dir, Dir, Dir will ich danckbar seyn.
Indessen schleicht der Schlaff, der Mittler aller Sachen,
Durch ihre Glieder ein, und wann sie dann erwachen,
Daß nun die Sonne fast zu Golde gehen soll,
So führet sie ihn heim und setzt den Tisch bald voll
Mit Speisen, die sein Hoff und Landgut selber träget;
Ein Eyer oder drey, die jetzt erst seyn geleget,
Die Henne selbst darzu, ein frisches Haselhun,
Nach dem die Bürger sonst die Finger lecken thun,
Ein Lamb, das heute noch lieff neben seiner Mutter,
Den feißten Rohm der Milch und Quitten gelbe Butter
Und Käse neben bey, wie Holland selbst kaum hat,
Auch Obst, das sonsten ist so theuer in der Statt.
Diß hat er und noch mehr, ißt, was er kan verdäuen,
Legt fein ihm selber vor, darff sich mit nichten scheuen
Ob gleich er auff den Tisch die Ellebogen stützt
Und nit mit steiffer Brust wie eine Jungfrau sitzt.
Dann fasset er den Krug mit allen beyden Händen,
Trinckt seinen Fernewein, biß daß er auß den Lenden
Drauff Athem holen muß; ist gäntzlich unbedacht,
Daß nicht ein guter Freund ihm etwas beygebracht,
Der reissende Mercur und das, so jungen Pferdten
An ihren Stirnen hängt, wann sie gebohren werden,
Das bleiche Wolffeskraut, und was vor Gisst das Landt
Bey unserm Pontus trägt, ist Dörffern unbekandt.
Dann macht der Wirth sich erst auß Müdigkeit zu Bette;
Sie spinnt mit dem Gesind’ indessen in die Wette
Und netzt die Finger wol, biß sie auch allgemach
Das Haupt legt auff die Brust und folgt dem Manne nach
Den sie, wie sehr er schnarcht, auß hertzlichem Verlangen
Der keuschen Wollust küßt auff seine braune Wangen
Und was zu folgen pflegt. Ist schon ihr Lager nicht
Verhangen mit Damast, und ob das Stroh gleich sticht
Durch ihren Unterpfül, so ist er dannoch reine,
Darff keines Artztes Tranck vom Holtze das ich meyne,
Und manchem rahten muß, da ist kein Zanck noch Neyd,
Kein Argwohn, kein Betrug und kein verdeckter Eyd.
So ruhen sie mit Lust, biß daß es jetzt will tagen
Und auff den Hügeln sich der Morgenröthe Wagen
Von ferren sehen läßt, dann dehnen sie sich auß
Und sind zugleiche beyd’ auff einen Sprung herauß.
O, solte doch auch ich, nach solcher weiten Reyse
Und so viel Ungemach, bey euch sein gleicher Weise,
Ihr Thäler, ihr Gebierg’, ihr Brunnen unnd du Strand
Deß Bobers, da man mich zum ersten auff der Hand
Herumb getragen hat, wo die begraben lieget,
So mich zur Welt gebracht, und wo ich erstlich krieget
Diß schlechte was ich weiß! Ich halte nichts auff Geldt,
Auff Ehre, die vergeht, und Gauckeley der Welt.
Mein Wundsch ist einig der, mit Ruh da wohnen können,
Wo meine Freunde sind, die gleichsam alle Sinnen
Durch starcke Zauberey mir haben eingethan,
So daß ich ihrer nicht vergessen will noch kan.
Hier wolt’ ich, was mir noch ist übrig von dem Leben,
Wie wenig es auch ist, mir und den Meinen geben,
Ein Feldt, ein kleines Feld selbst bauen mit der Hand,
Dem Volcke zwar nicht viel, doch selber mir bekandt.
Ich würde zuvorauß die lange Zeit vertreiben,
Wie auch bißher geschehn, mit Lesen und selbst Scheiben,
Verachten sicherlich das, was das blaue Feldt
Deß Meeres weit und breit in seinen Armen hält,
Weil alles eytel ist, die Kräfften außgenommen,
Die von den Sinnen nur und vom Gemüte kommen,
Das aller Eytelkeit, die der gemeine Mann
Für grosse Sachen hält, getrost entsagen kan.
Ich lernte täglich was auß meinem Leben nehmen,
So nicht darein gehört, und die Begierden zähmen,
Und fragte nichts darnach, ob einer, der sein Landt
Auß Ehrgeiz übergiebt den Feinden in die Hand
Und mit dem Eyde spielt, mit Sechsen prächtig führe,
Und, wann er lüge schon, bey seinem Adel schwüre.
Kein Herr der solte mich sehn bey dem Wagen gehn
Und mit der Hofepursch vor seiner Tafel stehn.
Dem allen abzuseyn, wolt’ ich mich gantz verhüllen
Mit tausend Bücher Schar und meinen Hunger stillen
An dem, was von Athen bißher noch übrig bleibt,
Das was Aristons Sohn, ein Gott der Weisen, schreibt,
Was Stagirites sagt, Pythagoras verschweiget,
Homerus, unser Printz, gleich mit den Fingern zeiget,
Und was der treffliche Plutarchus hat gewust,
Ja mehr, gantz Griechenland, das were meine Lust.
Dann wolt’ ich auch zu Rom, der Königin der Erden,
Was mein Latein belangt, mit Ehren Bürger werden,
Trotz einem, der hierumb mich führte für den Raht,
Als wer’ ich, wie gebührt, kein Glied nicht von der Statt.
Der grosse Cicero, Sallustius ingleichen
Und Maro würden mir die Hände selber reichen,
Auch Flaccus, der so wol in seine Leyer singt,
Daß der Thebaner Schwan kaum also schön erklingt.
Der reiche Seneca an Witz und an Vermögen,
Der schlaue Tacitus und was noch ist zugegen,
Müßt allzeit um mich seyn. Rom solte zwar vergehn,
Doch sieht man sie noch jetzt in unsern Hertzen stehn.
Wir lassen nichts hindan: Die Ursach aller Dinge,
Worauß, von wem und wie ein jeglichs Thun entspringe,
Warumb die Erde steht, der Himmel wird gewandt,
Die Wolcke Feuer gibt, ist sämptlich uns bekandt.
Mehr, was das oben sey, auß welchem wir genommen,
Und widerumb darein nach diesem Leben kommen,
Ja Gott, den niemand kennt und kein gemeiner Sinn
Kan fassen, der kömpt selbst in uns, und wir in ihn.
Wir sehen, wie der Leib deß Menschen muß verterben,
Der Leib, das minste Theil, die Seele kan nicht sterben;
Wir sehn, wie, wann diß wird, ein anders nicht besteht
Und wann noch eines kömpt, auch nachmals diß vergeht.
Die also auff den Lauff der Welt recht Achtung geben,
Erlernen der Natur hierauß gemesse leben,
Die bauen auff den Schein deß schnöden Wesens nicht,
Das beydes nur die Zeit gebiehret und zerbricht.
Die werden durch den Wahn, der wie ein Blinder irret,
Im Fall er die Vernunfft will meistern, nit verwirret;
Die wissen allen Fall deß Lebens zu bestehn
Und können unverzagt dem Todt entgegen gehn.
Das wolt’ ich gleichfalls thun und meines Geistes Kräfften
Versuchen allezeit mit müssigen Geschäfften;
Ich liesse nicht vorbey so viel man Künste weiß,
Und was man hält vor schwer, erstieg’ ich durch den Fleiß.
Der Länder Untergang, der alten Völcker Sitten,
Ihr Essen, ihre Tracht, wie seltzam sie gestritten,
Wo diß und das geschehn, ja aller Zeiten Standt
Von Anbegin der Welt macht ich mir gantz bekandt.
So würd’ ich meine Verß wol auch nicht lassen liegen;
Gar bald mit Mantua biß an die Wolcken fliegen;
Bald mit dem Pindarus; Nasonis Elegie,
Doch zuvorauß genandt als meine Poesie,
Und unser Teutsches auch, darinnen ich vorweilen
Von Venus, ihrem Sohn’ und seinen süssen Pfeilen
Nicht sonder Fortgang schrieb, jetzt aber, nun mein Sinn
Umb etwas reiffer ist, auch höher kommen bin.
O liebes Vatterland, wann werd’ ich in dir leben?
Wann wirst du meine Freund’ und mich mir wider geben?
Ich schwinge mich schon fort; gehab’ anjetzt dich wol,
Du altes Dacia, ich will, wohin ich soll.
Und ihr, Herr Lisabon, bleibt, der ihr seydt gewesen,
Mein werther lieber Freund; das was hier wird gelesen,
Wie schlecht es immer ist, soll künfftig doch allein
Bezeugen meine Treu, wann nichts von uns wird seyn.