Ich hatt ein Vöglein, ach wie fein!
Kein schöners mag wohl nimmer sein:
Hatt auf der Brust ein Herzlein rot,
Und sung und sung sich schier zu Tod.
Herzvogel mein, du Vogel schön,
Nun sollt du mit zu Markte gehn! —
Und als ich in das Städtlein kam,
Er sass auf meiner Achsel zahm;
Und als ich ging am Haus vorbei
Des Knaben, dem ich brach die Treu,
Der Knab just aus dem Fenster sah,
Mit seinem Finger schnalzt er da:
Wie horchet gleich mein Vogel auf!
Zum Knaben fliegt er husch! hinauf;
Der koset ihn so lieb und hold,
Ich wusst nicht, was ich machen sollt,
Und stund, im Herzen so erschreckt,
Mit Händen mein Gesichte deckt’,
Und schlich davon und weinet’ sehr,
Ich hört ihn rufen hinterher:
„Du falsche Maid, behuet dich Gott,
Ich hab doch wieder mein Herzlein rot!”