Wie’s Völklein in der Stube
Die tollsten Tänze springt,
Und in die Luft der Bube
Zuhöchst die Dirne schwingt,
Verstummt die Geig’, verschwunden
Der fremde Weidgesell,
Und wie von hundert Hunden
Erschallt ein laut Gebell.
Am Geigerbänkel sitzend,
Aus roten Augen blitzend,
Sieht einen schwarzen Pudel
Das bange Bauernrudel:
Fausts Hund Prästigiar genannt,
Im Lande weit und breit bekannt.
Doch war’s von ihm nur Necken,
Die Leutchen zu erschrecken,
Denn mit geducktem Schädel,
Diskretem Schwanzgewedel,
Der Pudel sich verkriecht
Ins Eck und rührt sich nicht.
Die Bursche haben, lustbetäubt,
Gar bald den Spuk vergessen,
Die Dirnen wieder ungesträubt
Zum Tanze sich vermessen.
Auch sind beschämt die Musikanten
An ihre Bank zurückgeschlichen,
Es werden die beliebt bekannten
Drehwalzer bestens abgestrichen.
O arme Dorfesfiedel,
Dein Ruhm ist nun zerstört!
Wes Ohr einmal gehört
Ein reizend Höllenliedel,
Dem soll die Einfalt schweigen,
Ist schwer zu Dank zu geigen. —
Jetzt durch die Schenke poltert,
Von Eifersucht gefoltert,
Der Hahnrei-Bräutigam,
Dem Faust sein Schätzel nahm.
Er hat den Garten rings durchsucht,
Und aus und ein den Wald durchflucht,
Laut vorgeheult den Winden,
Die Braut ist nicht zu finden.
Arm Hannchen ist verfallen
Der Reue scharfen Krallen,
Denn als des Zaubers Bande
Im vollen Kussesbrande,
Im glühendsten Vereinen
Der Taumelnden sich lösten:
Ergriff sie lautes Weinen,
War sie nicht mehr zu trösten. —
Nun sehn erstaunt die Bauern,
Wie der, auf den sie lauern,
Eintritt mit kaltem Mut.
Er hatte, tanzgeschäftig,
Vergessen seinen Hut,
Den Mantel zauberkräftig,
Sein Fahrzeug durch die Luft;
Und alles: »packt ihn!« ruft.
Wie sie den Doktor schnell umringen,
Wie sie die harten Fäuste schwingen,
Die guten Lehren festzunageln,
Die brausend auf den Sünder hageln.
Den Faust jedoch berührt das nicht,
Verachtung lächelt sein Gesicht,
Er donnert ins Getümmel:
»Still! rührt euch nicht, ihr Lümmel!«
Da faßt sie alle schnell der Bann,
Und keiner sich bewegen kann,
Und wie gestellt ihn der Verdruß,
Ein jeder so verharren muß:
Die Mäuler sind weit aufgerissen,
Zu schelten drollig stumm beflissen;
Die Fäuste zornzusammgepreßt,
Sie wurzeln in der Luft gar fest.
Als gute Zuchtverfeinerung
War wirksam die Versteinerung;
Denn wie nun Faust den Zauber hob,
Sprach jeder seufzend ein: »Gottlob!«
Wie Faust herab sich läßt zu sagen:
»Wir wollen friedlich uns vertragen!«
Schleicht jeder mit gesenkter Stirne
Zu seiner Flasche oder Dirne.
Die Bauern werden allgemach
Mit Faustens Näh’ vertrauter,
’s wird in der Schenke nach und nach
Die Freude wieder lauter;
Der schwarze Pudel kriecht hervor
Zu Faust mit freudigem Rumor,
Bemüht, den Doktor zu erfreuen
Mit seltsamlichen Gaukeleien.
Doch, nun die Tür wird aufgetan,
Und kommt ein junger Wandersmann
Mit einem hübschen Frauenbild,
Und ringsum grüßt, verlegen mild,
Und Wein begehrt, und fasset Platz,
Unweit von Faust, mit seinem Schatz:
Beginnt der Hund zu zittern,
Zu schnuppern und zu wittern,
Und läßt sich nicht bescheiden,
Stets knurrend um die beiden.
Der fremde luftige Gesell
Scheint weidlich froh an seiner Stell’,
Er trinkt es seiner Schönen zu,
Sie kosen zärtlich du zu du;
Ihn scheint das frohe Lärmen,
Der goldne Bergwein Guß auf Guß
Stets gründlicher zu wärmen;
Er gibt der Schönen Kuß auf Kuß.
Die Heißverliebten schämen
Mitnichten sich und nehmen
In so behaglichem Besitz
Vom Groll des Hundes nicht Notiz.
Nun aber ist der Pudel frisch
Mit einem Satz auf ihrem Tisch,
Und gierig schnappt Prästigiar
Dem fremden Wandersmann ins Haar,
Reißt ihm vom Kopf sein Häubchen,
Ein rund Perückenscheibchen,
Und trägt dem Mann zu Schimpf und Tort
Faust hin den lustigen Apport.
Weh! wo vom Haupt das Käpplein fuhr,
Kriecht vor verrätrisch — die Tonsur. —
Der Hund verbringt ein grimmig Klaffen,
Bis man den schelmisch geilen Pfaffen
Hat in der Schenke scharf geplagt,
Und samt dem Weib hinausgejagt.