Sollt’ ich voller Sorg’ und Pein
Um ein schönes Mädchen sein?
Ihre Wange wäre rot, meine blässer als der Tod;
Schön sei sie, so schön sie mag,
Schöner als ein Frülhingstag:
Wenn sie mein dabei vergisst,
Was frag’ ich, wie schön sie ist?
Sollt’ ich voller Sorg’ und Pein
Um ein sanftes Mädchen sein,
Deren Herz Empfindung hegt
Und für Lieb’ und Freundschaft schlägt?
Sanft sei sie, und sanfter noch
Als ein Täubchen; mag sie doch!
Wenn mein Arm sie nicht umschließt,
Was frag’ ich, wie sanft sie ist?
Sollt’ ich voller Sorg’ und Pein
Um ein frommes Mädchen sein?
Tötete der Wert von ihr
Meines Werts Gefühl in mir?
Immer sei sie tugendreich,
Engeln und Göttinnen gleich:
Bleibt sie fromm, auch wenn sie küßt,
Was frag’ ich, wie fromm sie ist?
Sollt’ ich voller Sorg’ und Pein
Um ein reiches Mädchen sein?
Angeflammt von Geldbegier,
Trachten tausend schon nach ihr:
Wenn sie dann, von Stolz gebläht,
Arme Redlichkeit verschmäht,
Liebe nur nach Reichtum mißt,
Was frag’ ich, wie reich sie ist?
Reizend, zärtlich, fromm und reich,
Alles, Mädchen, gilt mir gleich;
Liebst du mich, so sterb’ ich eh,
Als ich dich verlassen seh’;
Doch verachtest du mein Flehn,
Wohl, auch ich kann dich verschmähn!
Wenn dein Herz für mich nicht ist,
Was frag’ ich, für wen du bist?